Beschaffenheit von Rohwollfett
(zentrifugiertes Neutralwollfett)
Rohwolle enthält abhängig von seiner Herkunft (z.B. Schafsrasse und Weidegebiet) im Mittel 5-15% Rohwollwachs, das bei der Aufbereitung des Waschwassers zu ca. 80% zurückgewonnen wird. Abhängig von seiner Herkunft kann Rohwollwachs zudem sehr unterschiedlich zusammengesetzt sein. Obwohl es vor allem aus Wachsestern besteht, werden diese begleitet von wechselnden Mengen an Verunreinigungen und Produkten aus Hydrolyse und Oxidation. Die Zusammensetzung hängt von Faktoren ab wie z.B. Rasse, Geschlecht und Alter des Schafes, Gegend in der es aufgewachsen ist, Länge und Bedingungen bei der Lagerung der geschorenen Wolle und des daraus gewonnenen Wollwachses. Wegen der großen Unterschiede, die bei Rohwollwachs gegeben sind, mischt man normalerweise verschiedene ausgewählte Rohwollwachsqualitäten um ein gleichmäßiges Endprodukt zu gewährleisten.
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Tabelle 1 listet die typischen Bestandteile auf, die man in Rohwollwachs (zentrifugiertes Neutralwollfett) finden kann. Zu den einzelnen Bestandteilen folgendes:
Wasser
Das Wasser ist das emulgierte Wasser, das nach der letzten Zentrifugierung verbleibt. Es kann gelöste Verunreinigungen enthalten.
Freie Fettsäuren und Fettalkohole
Bei Wollwachs vom Vlies eines neugeborenen oder eines sehr jungen Lammes wird angenommen, dass es hauptsächlich aus Estern besteht, die eine sehr helle Farbe haben. Durch die Belastung von Atmosphäre und Wetter und auch durch alkalische Sekrete und bakterielle Prozesse am Schaf fangen die Ester an zu hydrolysieren und einige der hydrolysierten Produkte oxidieren dann zu Abbauprodukten. Rohwollwachs von älteren Schafen ist deshalb eine komplexe Mischung der ursprünglichen Ester und seiner Abbauprodukte, den freien Fettsäuren und Fettalkoholen. Diese werden zwar zunächst in stöchometrisch äquivalenten Mengen durch die Hydrolyse erzeugt, aber einige der freien Fettsäuren, die sich gebildet haben, werden später im Wollwaschprozess dadurch entfernt, dass sie mit alkalischen Begleitstoffen des Vlieses wie z.B. Kaliumkarbonat oder zugesetztem Natriumkarbonat wasserlösliche Seifen bilden. Einige der freien Alkohole, die durch die Hydrolyse erzeugt werden, insbesondere die Sterol- und Triterpenolfraktion, sind einer nachfolgenden Oxidation ausgesetzt und bilden durch eine autoxidative Kettenreaktion dabei Hydroperoxyde, Ketone usw, die durch freie Radikale fortgepflanzt wird.
Wachsester
Ester sind die ursprünglichen und hauptsächlichen Sekrete der Hautdrüsen des Schafes, von denen einige mit reaktiveren ungesättigten Komponenten einer leichteren Oxidation unterliegen können.
Wasserlösliche Natrium- und Kaliumsalze
Diese Gruppe besteht aus anorganischen Salzen (d.h. Chloriden und Sulfaten) und auch organischen Salzen (Seifen) von Fettsäuren, entweder in Verbindung mit Natrium oder Kalium. Da sie wasserlöslich sind, werden die meisten während des Zentrifugierungsprozesses entfernt und sollten in einem Rohwollwachs guter Qualität nur noch in geringer Menge vorhanden sein .
Fettlösliche Salze von Kalzium, Magnesium, Eisen, Aluminium
Die Lipidlöslichen Salze sind im wesentlichen Seifen, die durch die Verbindung von freien Fettsäuren mit Basiskomponenten wie Kalzium, Magnesium, Eisen und Aluminium gebildet werden, wobei die Ionen vom Vlies aus der Umwelt aufgenommen worden sein können oder auch im Waschwasser enthalten waren.
Waschmittelrückstände
Ein kleiner Anteil aufgelöster Detergenzienrückstände ist normalerweise in Rohwollwachs vorhanden, außer wenn die Wolle, von dem es gewonnen wurde, ausschließlich mit Seife gewaschen wurde. Heutzutage wird der Großteil der Wolle mit nichtionischen Detergenzien gewaschen wie z.B. Äthoxylate von Alkylphenolen oder linearen Fettalkoholen. Erfolgt die Wollwäsche bei einer Temperatur über dem Trübungspunkt der Detergenzienlösung geht eine kleine Menge des Detergenz in das Wollwachs und verbleibt dort. Da dieser Detergenzientyp ein starker O/W-Emulgator ist, neigen sie dazu, die natürliche und wichtige W/O-Emulgierkraft von Wollwachs und Lanolin zu behindern und zusätzlich können sie auch einen negativen Effekt auf die dermatologischen Eigenschaften haben. Die Bestimmung und Entfernung der Detergenzien aus dem Lanolin ist deshalb wichtig.
Pestizidrückstände
Spuren von Pestizidrückständen, sowohl Organochlor- als auch Organophosphorverbindungen und ebenso Pyrethroide und PCBs, können in Wollwachs gefunden werden, hauptsächlich deshalb, weil die Notwendigkeit besteht (es ist eine gesetzliche Auflage in einigen Ländern) Schafe mit bestimmten Pestiziden zu behandeln, um die Tiere vor Schafschorf zu bewahren, der durch Fliegen- oder andere schwerwiegenden Befall hervorgerufen wird. Einige der angewandten Substanzen sind lipophil und lösen sich im Wollwachs auf dem Vlies. Andere Pestizide, Herbizide und Spurenbestandteile können durch die Umwelt aufgenommen worden sein. Die Zahl der individuell nachweisbaren Pestizide kann über 30 betragen und zwar in recht unterschiedlichen Mengen. Die meisten Länder haben schon lange den Gebrauch von persistenten Organochlorpestiziden wie DDT, Aldrin und Dieldrin für die Behandlung des Schafs verboten und sind zu bioabbaubaren Organophosphorverbindungen übergegangen. Spuren von Organochlorpestiziden sind aber immer noch im Wollwachs zu finden, weil immer noch in der Umwelt vorhanden.
Polyaromatische Kohlenwasserstoffe (PAK)
Auch Spuren von PAKs können in Wollwachs wie in den meisten anderen natürlichen Substanzen nachgewiesen werden und man vermutet, dass sie durch die allgemeine Umwelt aufgenommen werden, wo sie ubiquitär sind. Ein typischer Wert für Rohwollwachs ist ca. 0,5 mg/kg, aber entsprechende Reinigungen reduzieren diesen Wert in vielen Fällen unter 1 ppb.
Spezielle unlösliche Bestandteile
Da Schafe frei umherwandern und ihr Vlies aufgrund des hohen Wollwachsgehaltes klebrig ist, nimmt die Wolle Verunreinigungen wie Schmutz, Sand und Pflanzenreste auf. Die Gesamtmenge ist sehr unterschiedlich und eine typische Menge kann nicht angegeben werden. Obwohl der Großteil der Wolle aus der Schur stammt, gibt es auch eine kleine Menge, die von der Haut von geschlachteten Schafen stammt und durch einen Enthaarungsprozess gewonnnen wurden. Solche Wolle kann relativ hohe Mengen an Kalziumhydroxyd enthalten, das partiell durch Luft in Karbonat übergeführt ist. Die meisten dieser festen Verunreinigungen werden beim Wollwaschprozess entfernt, ein kleiner Anteil verbleibt aber im gewonnen Wollwachs und muss bei der anschließenden Reinigung entfernt werden.
Gefärbte und riechende Bestandteile
Obwohl frisch von den Drüsen ausgeschiedenes Wollwachs sehr rein ist, werden verschiedene gefärbte und geruchsintensive Bestandteile vom Wachs absorbiert, da es in Kontakt mit anderen Bestandteilen des Vlieses kommt wie z.B. und auch mit Abbauprodukten. Diese müssen auch entfernt werden.