|
E i n f ü h r u n g
Mit vorliegender Schrift unterbreiten wir unseren Kunden und allen Interessenten
eine Einzelbeschreibung der in unserem Werk hergestellten Wollfettqualitäten und
Abkömmlinge derselben. Sie soll ihnen ein Wegweiser bei Auswahl der für ihre Zwecke passenden Qualitäten und ein Ratgeber bei Verwendung derselben sein.
Man ersieht aus der Beschreibung der einzelnen Qualitäten deren Entstehung, lernt
deren Eigenschaften kennen und kann daraus auf die zweckmäßigste Verwendung auf
den verschiedenen pharmazeutischen, kosmetischen und technischen Gebieten der
chemischen Industrie schließen. Es würde zu weit führen, alle Verwendungsmöglichkeiten anzuführen, daher werden nur diejenigen Gebiete herausgegriffen, in denen
das Wollfett bislang schon Anwendung fand. Es gibt aber noch eine ganze Reihe solcher Verwendungsgebiete, die sich bis jetzt der Verarbeitung von Wollfetten verschlossen, sei
es aus Unkenntnis seiner Eigenschaften, sei es deswegen, weil in ihnen die Eigenart
dieser Fette und deren Zusammensetzung nicht genügend bekannt war und deshalb vorgenommene Versuche mißglückten. Wenn es dieser Schrift gelingen sollte, diese
bislang der Verarbeitung von Wollfett fernstehenden Industrien zu neuen erfolgreichen
Versuchen anzuregen und die schon jetzt dieses Fett verarbeitenden Industriezweige zu
noch ausgedehnterer Anwendung zu veranlassen, so wäre sein Zweck erfüllt.
Es kann wohl gesagt werden, daß das Wollfett in seinen verschiedensten Abarten überall da mit Erfolg verwendbar ist, wo überhaupt Fette verarbeitet werden, nur ist es nötig, sich möglichst vorher über die Natur desselben im allgemeinen sowie die Zusammensetzung und die Eigenschaften
der einzelnen Qualitäten im besonderen zu unterrichten, um Fehlschlagen vorzubeugen.
Schon ist das Wollfett in unzähligen Artikeln in Zeitschriften behandelt, schon ist viel Tinte und Druckerschwärze über die Verwendung des Wollfettes verschrieben und verdruckt worden, aber bislang war der Erfolg im Verhältnis zu den guten Eigenschaften dieses eigenartigen Fettes kein völlig befriedigender. Das kann nur daran liegen, daß man nicht in genügender Weise über die Eigenart und die Zusammensetzung des Wollfettes unterrichtet war und deshalb durch unrichtige oder mit nicht geeigneten Qualitäten vorgenommene Versuche zu Fehlschlagen gelangte, sich die Finger verbrannte, und nun nichts mehr mit diesem Fett zu tun haben wollte.
Die nachstehende Einzelbeschreibung der verschiedenen Qualitäten soll deshalb Fingerzeige geben für eine zweckentsprechende Verwendung und Anwendungsversuche in die richtigen Bahnen leiten.
Was ist Wollfett, wie entsteht es, wie ist es zusammengesetzt und weiche Eigenschaften hat es? Welche Schlüsse kann man hieraus für seine Verwendung ziehen?
Wollfett ist, obwohl es dem Äußern nach die gleiche Konsistenz und den gleichen Charakter hat wie andere Fette, doch in seiner Zusammensetzung ganz anders geartet, als die gewöhnlichen Tier- und Pflanzenfette. Diese letzteren sind gewöhnlich Verbindungen von Fettsäuren, wie Stearinsäure,
Palmitinsäure und Ölsäure mit Glyzerin oder auch daraus gewonnene freie Fettsäuren dieser Art, während das Wollfett eine Verbindung dieser genannten Fettsäuren und einiger höher molekularen Fettsäuren mit Fettalkoholen, wie Cholesterin, Isocholesterin, Oxy- und Metacholesterin, Lanolinalkohol, Carnaubylalkohol, Cerylalkohol und einigen anderen Fettalkoholen darstellt. Es gehört chemisch deshalb zu den Wachsarten, welche ähnliche Zusammensetzung zeigen und von den Wollfetten sich nur dadurch unterscheiden, daß ihre Fettsäurekomponenten zum größten Teil oder ganz aus höher molekularen Fettsäuren bestehen, während das Wollfett auch niedriger molekulare Fettsäuren an Fettalkohole gebunden enthält.
Es hat seinen Ursprung in den Talgdrüsen der Schafhaut, welche dieses schwer verseifbare Fett gewissermaßen als Konservierungsmittel für Haut und Wolle ausschwitzen, wie auch die Haut des Menschen ein ähnlich zusammengesetztes Fett enthält. Wie nur natürlich, scheidet die Haut des Schafes in der Wärme unter der dichten Wolldecke auch Schweißsäuren aus, die einen zerstörenden Einfluß auf die Wolle und die Haut ausüben würden. Um solche Schädigungen zu verhindern, hat Mutter Natur wohlweislich dafür gesorgt, daß neben diesen sauren Schweißausscheidungen auch alkalische Stoffe, in der Hauptsache Kaliverbindungen aus den Hautdrüsen abgesondert werden, welche die Schweißsäuren neutralisieren und damit unschädlich machen, das Wollfett aber als schwer verseifbares Fett unbeeinflußt lassen.
Alle diese Stoffe befinden sich in dem Vließ der Schafe und es ist Aufgabe der Wollwäschereien, diese Körper durch Waschen der Wolle aus dieser zu entfernen. Notdürftig geschah dies früher durch die sogenannte Fluß- oder Rückenwäsche im Frühjahr in seichten Fluß- und Bachstellen und geschieht auch noch heute, wenn auch nur in geringerem Maße in den kontinentalen Ländern, welche Schafzucht betreiben.
Mit zunehmender Industriealisierung bemächtigte sich die wollverarbeitende Industrie mehr und mehr der fabrikmäßigen Wollwäsche und ging dazu über, die Wolle maschinell zu waschen, so daß heute nur noch ein geringer Teil der Wolle als "handgewaschen" auf den Markt kommt.
Die oben erwähnten Ausscheidungen der Schafhaut, die sich in der der Wollwäsche unterliegenden rohen Schmutzwolle befinden, bestehen der Hauptsache nach aus dem natürlichen Wollfett und den Wollschweißkaliseifen, ferner aus dem sekundär durch Gährung der stickstoffhaltigen Schweißverbindungen entstandenen kohlensauren Kali, kohlensauren Ammoniak und Schwefelammonium, neben stickstoffhaltigen leim- und eiweißartigen Körpern und den beim Lagern der Schafe aufgenommenen Erd- und Sandteilen, Kot und Urinresten.
Diese Fremdkörper müssen vor der Verarbeitung der Wolle daraus entfernt werden. Es geschieht in den heutigen modernen Betrieben in der Art, daß zunächst die Schmutzwolle mit reinem etwa 25ºC warmen Wasser in geeigneten Gefäßen methodisch ausgelaugt wird, wobei sich die wasserlöslichen Schweißstoffe, insbesondere die Kali- und Ammoniakverbindungen herauslösen. Diese methodisch angereicherten Schweißlaugen werden darauf im besonderen Betriebe konzentriert, eingedickt und schließlich in Kalzinieröfen verascht. Die hierbei entstehende rohe Pottasche wird dann unter dem Namen Wollschweißasche in den Handel gebracht (s. Wollschweißasche). Hierauf wird die vom Schweiß befreite, noch das Wollfett enthaltende Schmutzwolle in Waschmaschinen, sogen. Leviathanen, methodisch mit Seifenwasser gewaschen und vom Wollfett befreit. Aus diesen wollfetthaltigen, verbrauchten Seifenwassern wird dann nach Entfernen der schweren Sinkstoffe, wie Sand, Erde und Kotteile durch Zersetzen der Seife mit Schwefelsäure der sogen. rohe Fettschlamm gewonnen, welcher das Wollfett, die Seifenfettsäuren und die leichten, erdigen, stickstoffhaltigen, leim und eiweißartigen Körper enthält.
Dieser Fettschlamm gelangt alsdann in die Wollfettfabrik und wird in geeigneten Apparaten mit Benzin extrahiert. Die nicht in Benzinlösung übergegangenen leichten, erdigen, leim- und eiweißartigen Substanzen werden darauf in besonderer Weise auf Wollschlammdünger mit ca. 4% Stickstoff (s. diesen) verarbeitet. Die Wollfett-Benzinlösung wird nun in Destillierblasen vom Benzin befreit. Der verbleibende Fettrückstand wird schließlich nach nochmaliger Reinigung teils als Rohwollfett in den Handel gebracht, zum größten Teil aber weiterverarbeitet.
So entstehen daraus in unserem Werke
das Neutral Wollfett
das Adeps lanae,
das Wollwachs,
die Wollfett-Fettsäure und Lanolin-Fettsäure, welche nachstehend näher beschrieben werden.
Wo in nachstehendem Anwendungsvorschriften gegeben sind, mögen dieselben dem weniger Erfahrenen genügen. Für den Fachmann und Chemiker sollen diese Vorschriften natürlich keine zwingenden sein, sondern nur zweckentsprechende Anhaltspunkte, die je nach Spezialerfahrung auf dem betreffenden Gebiete geändert werden können.
D a s R o h w o l l f e t t
(Zusammensetzung und Eigenschaften)
Das Rohwollfett entsteht, wie in der Einführung schon erwähnt, durch Extraktion des aus den Wollwaschwässern durch Fällen mit Säure gewonnenen Fettschlammes mittels Benzins oder anderer Lösungsmittel. Seiner Entstehung nach enthält es deshalb neben dem eigentlichen Wollfett des Schafvließes noch die Fettsäuren aus der Seife, die zum Waschen der Wolle gedient hat. Der Gehalt an freier Fettsäure beträgt zwischen 17 und 25 % des Wollfettes. Es ist ein mittel- bis dunkelbraunes Fett mit dem charakteristischen Bockgeruch. Die Kennzahlen sind folgende:
S. Z. | 40-50 |
V. Z. | 120 130 |
J. Z. | ca. 30 |
Asche | unter 0,1 % |
Wasser | unter 1 % |
Das Rohwollfett ist das hauptsächlichste Nebenprodukt der deutschen Wollwäschereien und Kämmereien und wird in außerordentlich großen Mengen auf den inländischen Markt gebracht oder auch exportiert.
Es findet überall da Verwendung, wo für billige Fabrikate ein billiges Fett gebraucht wird, ein Gehalt an freier Fettsäure erwünscht oder ein solcher nicht nachteilig ist.
Das Rohwollfett ist in allen technischen Betrieben des Inlandes schon so bekannt, daß es sich erübrigt, die Werbetrommel für dasselbe zu rühren.
Der Vollständigkeit halber seien folgende Hauptverwendungsgebiete erwähnt:
Fabrikation aller möglichen technischen Fette,
Fabrikation von Heißwalzenfetten,
Fabrikation von Degras oder Gerberei Fetten.
Kurz es ist, wo lediglich obige Anforderungen vorliegen, ein Mädchen für alles.
N e u t r a l W o l l f e t t e u n d i h r e V e r w e n d u n g
(Zusammensetzung und Eigenschaften)
Neutral-Wollfett ist in technischem Sinne asche- und fettsäurefrei, sowie absolut frei von Mineralsäuren. Der Geruch ist wesentlich milder als der des Rohwollfettes, er ist mehr esterartig und erinnert an den Geruch nach Obst. Es kommt in verschiedenen, sich durch die Farbe unterscheidenden Qualitäten in den Handel. Seine chemischen Kennzahlen sind folgende:
V. Z. | 90 - 100 |
S. Z. | 0,8 - 2,0 |
J. Z. | 18 - 30 |
Asche ca. | 0,1 % |
Trockenverlust (Wasser) | ca. 0,1 % |
Über seine innere Zusammensetzung ist zu sagen, daß Neutral-Wollfett ein kompliziertes Gemenge von Estern höherer Alkohole und freier höherer Alkohole darstellt. Es enthält im Gegensatz zu anderen tierischen und pflanzlichen Fetten kein Glyzerin, sondern die Fettsäuren sind mit Alkoholen, wie Cholesterin, Iso Oxy Metacholesterin, Lanolinalkohol, Carnaubylalkohol, Cerylalkohol und noch anderen Alkoholen, deren Natur noch nicht eindeutig bekannt ist, verestert. Die Fettsäuren bestehen aus Seifenfettsäuren, wie Stearin , Palmitin Ölsäure, ferner aus Cerotinsäure, Myristinsäure, Carnaubasäure und anderen hochmolekularen Fettsäuren.
Bedingt durch seine innere Zusammensetzung nimmt das Wollfett unter allen Fetten eine Sonderstellung ein und diese verleiht ihm ganz spezielle Eigenschaften. Die Neutral Wollfette sind gegenüber dem Einfluß von Wärme, Licht, Luft und Wasser fast vollkommen unempfindlich. Selbst lange Zeit atmosphärischen Einflüssen ausgesetzt, bleiben sie vollkommen unverändert und zeigen entgegen den Glyzerinfetten keine zunehmende Säurebildung und kein Ranzigwerden. Eine weitere Folge der eigenartigen Zusammensetzung des neutralen Wollfettes ist seine große Widerstandsfähigkeit gegen die Einwirkung von Alkalien und alkalischen Erden, aber auch Salz- und Schwefelsäure wirken im verdünnten Zustande so gut wie gar nicht auf das Fett ein. Es ist daher unter gewöhnlichen Verhältnissen nicht verseifbar, nur unter Druck oder bei Anwendung höherer Temperaturen kann nach längerer Zeit teilweise Verseifung eintreten.
Mit Wasser sind die neutralen Wollfette leicht emulgierbar und können das ein bis zweifache ihres Gewichtes an Wasser bequem und haltbar aufnehmen, eine Eigenschaft, die von Wert ist, wenn es sich darum handelt, einem Fettgemisch größere Mengen Wasser einzuverleiben.
Die neutralen Wollfette sind, wie aus ihren Eigenschaften hervorgeht, wohl die widerstandsfähigsten Fette, die es gibt und sichern sich infolgedessen eine große immer mehr zunehmende Verwendungsfähigkeit in der Industrie.
Wir geben nachstehend eine kurze Übersicht über die vielseitige Verwendungsfähigkeit von Neutral Wollfetten, ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben:
Neutral Wollfett wird vielfach geliefert als Ersatz von Talg an Fabrikanten von technischen Ölen und Fetten zur Herstellung von Fetten und Schmieren für Maschinen usw., zur Fabrikation von Packungen aller Art, zur Herstellung von konsistenten Fetten, um deren Viskosität zu erhöhen und größere Wasseraufnahmefähigkeit herbeizuführen. Ausgezeichnete Dienste leistet Neutral Wollfett zur Herstellung von wetterbeständigen, gegen Rost unbedingt schützenden Anstrichen von Eisenkonstruktionen und Fassaden, ferner zum Imprägnieren von Stoffen und Holz, kurz überall da, wo Fette gebraucht werden, welche weder durch atmosphärische Einflüsse verändert werden, also nicht oxydieren, noch einer Abspaltung von Fettsäuren unterworfen sind, wodurch die Metalle und Gewebe angegriffen würden und außerdem da, wo eine gewisse Widerstandsfähigkeit gegen Alkalien und Säuren verlangt wird.
Ferner liefern wir die neutralen Wollfette in großen Mengen an Fabriken, die sich mit der Herstellung von Lederriemen und Adhäsionsfetten befassen. Neutral-Wollfette als natürliche Schutzfette der Haut eignen sich besonders zur Fabrikation dieser Produkte, weil sie besser als andere Fette in das Leder eindringen und dasselbe wasserdicht machen und konservieren. Durch eingehende und umfangreiche Versuche ist die vorzügliche Verwendbarkeit der Neutral-Wollfette als Lederschrniermittel bewiesen. Die Untersuchungen wurden an der Deutschen Versuchsanstalt für Lederindustrie zu Freiberg i. Sa. durchgeführt und wir geben auf Seite 46 einen Bericht derselben zum Abdruck. Ferner geben wir auf Seite 52 einen Abdruck einer Abhandlung über "Wollfette als Lederschmiermittel", der im Organ für Öl- und Fetthandel, Jahrgang 1906, Nr. 41, erschienen ist.
Sehr gute Dienste leistet Neutral-Wollfett zur Herstellung von Konservierungsmitteln für Treibriemen und Leder. Nachstehend ein Rezept für ein Adhäsionsfett in Salbenform, das sich sehr gut bewährt hat:
60 kg Neutral Wollfett,
25 kg Talg,
15 kg Rizinusöl, II. Pressung.
Die 3 Teile werden geschmolzen und gut zusammengerührt. Nach dem Erkalten ist das Fettgemisch als Treibriemenadhäsionsfett gebrauchsfertig. Es wird am besten in Dosen in den Handel gebracht. Dieses Adhäsionsfett hat den großen Vorteil, daß es keine Harz oder Wachsprodukte enthält welche die Poren schließen und so die Luftzufuhr verhindern, wodurch die Riemen ersticken. Bei dieser Gelegenheit mag darauf hingewiesen werden, daß das Gleiten der Riemen einmal eintritt, wenn dieselben ausgetrocknet sind, oder wenn sie zu stark gespannt werden. Das starke Spannen hat den Nachteil, daß sich die Lager leicht erwärmen und die Riemen dünner werden. Beiden Übeln ist durch Geschmeidigerhalten der Riemen abzuhelfen, um so ein schlaffes Durchhängen derselben zu erzielen. Dadurch erhöht man die Adhäsion an den Riemenscheiben und erzielt eine bessere Kraftübertragung. Bei Einführung eines Adhäsionsfettes obiger Zusammensetzung ist zu beachten, daß die Riemen und Riemenscheiben zuvor gründlich gereinigt werden. Die Reinigung nimmt man am besten mit einer Mischung von Terpentin und Petroleum vor. Der Riemen wird nun zunächst mit dem Adhäsionsfett leicht eingerieben, damit er sich mit Fett sättigen kann, um so geschmeidig zu werden. Bei sachgemäßer Behandlung der Riemen genügt es, wenn man alle 2 bis 3 Wochen von dem Adhäsionsfett eine Menge in Größe einer Walnuß auf die Laufseite des Riemens bringt. Zum Konservieren und Wasserdichtmachen von fertigen Lederwaren, wie Schuhen, Sportedern usw., hat sich nachstehendes Lederfett gut bewährt:
60 kg Neutral Wollfett,
40 kg Tran.
Als natürliche Schutzfette der Haut finden die Neutral-Wollfette vielseitige Verwendung in der Veterinär-Arzneikunde zur Herstellung von billigen Salben und Huffetten usw. Ein brauchbares Huffett erhalt man wie folgt:
52 kg Neutral Wollfett,
20 kg Spindelöl,
5 kg weicher Goudron,
3 kg Paraffin,
ca. 24 kg Wasser.
Die Bereitung geschieht in der Weise, daß man sämtliche Bestandteile bis auf das Wasser warm in eine Knetmaschine füllt, die Maschine in Bewegung bringt und nun langsam portionsweise das Wasser daruntermischt. Man hat es in der Hand, durch Zusetzen von Wasser oder Öl die Konsistenz beliebig zu regeln. In vielen Fällen erhalten die Huffette antiseptische Zusätze. Es sind dies rohe Karbolsäure, Holzteer, Kreosot usw., die in Mengen von 0,5 bis 1 % Verwendung finden.
Mit Vorteil finden Neutral-Wollfette als Bestandteile von Druckfarben Verwendung, wobei die Eigenschaft des Nichtdurchfettens des Papiers von ausschlaggebender Bedeutung ist.
Großabnehmer von Neutral-Wollfetten ist die Gummi Industrie, wo dieselben sich ausgezeichnet bewährt haben. Das Neutral Wollfett dient zur Fabrikation von vulkanisierten, sowie nicht vulkanisierten Weichgummiwaren als Mittel zum Plastischmachen.
In der Zucker Industrie dient Neutral-Wollfett als Saturationsfett. Es ist überall da, wo es sich bei der Vakuumdestillation von Flüssigkeiten darum handelt, die Schaumbildung zu verhindern, am Platze.
Neutral-Wollfett wird wegen seines starken Widerstandes gegen elektrische Ströme mit anderen Materialien gemischt zum Imprägnieren von Isolierbändern, für Umwicklung elektrischer Leitungen usw. vielfach verwendet. Wir verweisen auf das auf Seite 44 abgedruckte Gutachten der physikalisch
technischen Reichsanstalt in Charlottenburg.
Einen recht brauchbaren Rostschutzanstrich für Maschinenteile, welche auf der Reise bzw. auf der Montage gegen Rost geschützt werden sollen, erhält man durch einfaches Zusammenschmelzen von 7 Teilen Neutral-Wollfett und 3 Teilen Terpentinersatz. Die fertige Mischung kann mit dem Pinsel aufgetragen werden und ergibt einen vollständig homogenen Überzug, der jegliche Oxydation verhindert. Der Schutzüberzug ist jederzeit leicht abwischbar mit Petroleum, Terpentin oder Sangajol. Für besondere Zwecke, z. B. zum Schutz von blanken Nickelteilen ist es ratsam, dem Rostschutzmittel einen gewissen Zusatz von Wiener Kalk usw. zu geben, um beim Abreiben des Schutzüberzuges gleichzeitig eine Polierwirkung hervorzurufen. Einen trocknenden Schutzanstrich gegen Rost und Säure oder alkalische Dünste erhält man, wenn Neutral-Wollfett in einem fettlösenden Mittel unter Zusatz von harzsaurem Mangan als Sikkativ zur Lösung gebracht wird. Wenn es nicht zu sehr auf schnelles Trocknen ankommt, schmilzt man 47 Teile Neutral-Wollfett mit 2 bis 3 Teilen harzsaurem Mangan zusammen und erwärmt diese Masse bis zur vollkommenen Lösung mit 50 Teilen Terpentinersatz oder Sangajol. Nach dem Erkalten rührt man so viel Farbe (Zinkweiß, Eisenrot, Beinschwarz usw.) ein, bis man eine gut deckende Farbe erhält.
Für wetterfeste Fassadenanstriche und Eisen-konstruktionsanstriche usw. dürfte sich folgende Zusammen-setzung eignen:
48 Teile Neutral Wollfett werden mit 3 Teilen harzsaurem Mangan und 5 Teilen Kolophonium
zusammengeschmolzen. Zu dieser Mischung gibt man 44 Teile Terpentinersatz und rührt bis zur
vollkommenen Homogenität. Nach dem Erkalten bildet diese Masse den Anstrichfirnis, in welchen
beim Gebrauch die üblichen Farben eingerührt werden. 1 kg dieser Farbe genügt für ca. 6 bis
8 qm Fläche. Mit einer auf diese Weise hergestellten Farbe wurden hier und an verschiedenen
anderen Orten schon eine Reihe von Häusern mit gutem Erfolg gestrichen. Die Vorzüge dieses
Anstriches beruhen darauf, daß die Farbe infolge des Wollfettes immer elastisch bleibt, sich in der
Wärme mit ausdehnt und bei der Kälte zusammen zieht, so daß ein Rissigwerden und späteres Ab
blättern des Anstriches vermieden wird. Durch tieferes Eindringen in die Poren des Mauerwerkes
infolge des Gehaltes an Fettlösungsmitteln wird außerdem ein vorzüglicher Abschluß gegen die
Einwirkung der Atmosphärilien bewirkt, ganz besonders gegen Feuchtigkeit. Die chemische Zusammensetzung des Wollfettes garantiert diesem Anstrich eine sehr lange Haltbarkeit.
Weiter findet neutrales Wollfett Verwendung zum Imprägnieren von Stoffen. Die Stoffe oder Decken werden vorerst in einer Lösung von essigsaurer Tonerde von etwa 1,090 spezifisches Gewicht (12 0 Bé) getränkt und an der Luft getrocknet. Das Wollfett wird in einem Lösungsmittel, wie
Trichloraethylen, Tetrachlorkohlenstoff, Benzin usw. gelöst. Mit dieser Fettlösung wird der Stoff getränkt und der Überschuß ausgewrungen.
Als Zusatz für Fensterkitt eignet sich Neutral-Wollfett besonders. Wollfett verhindert das Steinhartwerden und damit das Rissigwerden des Kittes, so daß die Feuchtigkeit keine Gelegenheit hat, das Holz zum Faulen zu bringen oder die Eisenrahmen zum Verrosten.
Nachstehend geben wir ein Rezept zur Herstellung von Hahnenfett:
42 kg Neutral Wollfett,
8 kg Handels Ceresin 56 58,
25 kg Spindelöl,
25 kg Graphit (Flocken).
Sämtliche Bestandteile, mit Ausnahme von Graphit werden zusammengeschmolzen und der Graphit in Portionen eingerührt. Zwecks Vermeidung des Absitzens des spezifisch schwereren Graphits muß so lange gerührt werden, bis die Mischung anfängt, dick zu werden.
Große Mengen von Neutral-Wollfett werden zum Verbessern von Mineralölen gebraucht. Durch geeignete Auswahl der Mineralöle, evtl. unter Zusatz geringerer Mengen schwererer Mineralöle von hohem Lösungsvermögen und durch vorsichtige Bemessung des Wollfettzusatzes lassen sich sehr beständige Mischungen von Mineralöl mit Neutral-Wollfett herstellen. Derartige Produkte haben einen außerordentlich hohen Schmierwert und lassen sich für die verschiedensten Verwendungszwecke abstufen. Voraussetzung für ein gutes Gelingen ist, daß die Mischungsversuche von sachkundiger Hand ausgeführt werden, da es einige Schwierigkeit bereitet, eine Mischung zu erzielen, welche auch in der Kälte nicht wieder ausscheidet. Dem Ausscheiden des Wollfettes kann aber, wie oben erwähnt, durch geeignete Auswahl der Mineralöle entgegengewirkt werden.
Weiter findet Neutral Wollfett Verwendung in der Drahtzieherei, Verzinnerei, Verzinkerei und dergleichen, wo dasselbe zur Abdeckung des geschmolzenen Metalles zur Verhütung der Oxydation dient.
A d e p s l a n a e
Adeps lanae anhydricus ist reinstes Neutral Wollfett und enthalt keine anderen organischen oder anorganischen Fremdstoffe. Wir betonen besonders, daß es frei ist von Glyzerin oder Glyzerinfetten. Adeps lanae anhydricus ist in seiner chemischen Zusammensetzung vollkommen identisch mit Neutral-Wollfett und es gilt dafür dasselbe, was über letzteres in dem Kapitel "Neutral Wollfett und seine Verwendung" gesagt wurde. Der Unterschied gegenüber Neutral-Wollfett liegt darin, daß das Adeps lanae durch weitgehendste Raffination von allen dem Neutral-Wollfett noch anhängenden Fremdstoffen, Säureresten, färbenden und riechenden Bestandteilen befreit ist und nunmehr ein hellgelbes Fett mit nur noch ganz schwachem Geruch darstellt. Man kann sagen, es ist fast geruchlos. Adeps lanae zeichnet sich weiter aus durch seine große Reinheit in bezug auf den Gehalt an freien Fettsäuren, Asche und oxydierbaren, organischen Substanzen. Adeps lanae anhydricus läßt sich, ohne seine salbenartige Beschaffenheit zu verlieren, mit dem doppelten Gewicht an Wasser mischen. Die chemischen Konstanten des Adeps lanae sind:
V. Z. | 90 - 100 |
S. Z. | 0,2 - 0,4 |
Asche | unter 0,1 % |
Trockenverlust (Wasser) | 0,1% |
J. Z. | 18 - 28 |
Wir bringen Adeps lanae in 2 Qualitäten in den Handel.
1. A d e p s l a n a e a n h y d r i c u s D. A. B. VI,
Marke "Döhren".
Für diese Qualität übernehmen wir volle Garantie, daß sie in jeder Beziehung den Anforderungen des Deutschen Arzneibuches VI entspricht. Die Hauptforderungen des D. A. B. VI sind:
S. Z. | maximal 0,28 = 0,14% freier Fettsäure auf Ölsäure berechnet |
Asche | maximal 0,1 %, |
Trockenverlust (Wasser) | maximal 0,1 %, |
Gehalt an oxydierbaren, organischen Substanzen: | s. D. A. B. VI, |
Verhalten beim Schmelzen mit Wasser: | s. D. A. B. Vl. |
Diese Qualität dient als reinstes Produkt hauptsächlich pharmazeutischen Verwendungszwecken.
2. A d e p s l a n a e a n h y d r i c u s "S".
Dieses Produkt unterscheidet sich von unserer pharmazeutischen Qualität dadurch, daß es in der Farbe etwas dunkler ist und wir keine Garantie gemäß den Qualitätsforderungen des Deutschen Arzneibuches übernehmen, obwohl es im Durchschnitt denselben entsprechen dürfte.
Die Verwendungsgebiete der beiden Adeps lanae Produkte sind dieselben. Es richtet sich jeweils nach den Ansprüchen des Verbrauchers und den Ansprüchen, die an seine daraus hergestellten Präparate gestellt werden, für welche der beiden Qualitäten er sich entscheidet.
Adeps lanae findet seine Hauptverwendung zur Herstellung von pharmazeutischen und kosmetischen Artikeln, zur Herstellung von Pflastern, Salben und Cremes. Es ist infolge seiner leichten Resorbierbarkeit durch die Haut ganz besonders zur Herstellung obiger Produkte geeignet.
Adeps lanae greift die menschliche Haut nicht an, hat im Gegenteil einen äußerst wohltuenden Einfluß auf dieselbe, macht sie weich und geschmeidig. Heilmittel und chemische Agenzien werden von Adeps lanae teils gelöst, teils emulsioniert, oder in feinster mechanischer Verteilung gleichmäßig aufgenommen. Heilmittel in gelöster oder emulsionierter Form gelangen infolge der leichten Resorption des Adeps lanae durch die Haut tief in das Unterhautzellgewebe, von wo sie dann durch die Blutbahnen dem Körper zugeführt werden.
Ausgedehnte Verwendung findet Adeps lanae zum Überfetten von Toiletteseifen. Die Frage der Herstellung von Seifen, welche auf die menschliche Haut eine wohltuende Wirkung ausüben sollen, ist durch das Adeps lanae so gut wie gelöst, denn es existiert kein Körper, der so schnell und in so hohem Maße von der Haut resorbiert wird, wie gereinigtes Wollfett.
Was die Art und Weise der Anwendung in der Seifensiederei anbetrifft, so muß leider gesagt werden, daß diese noch oft falsch geschieht. Wenn auch das Wollfett unter normalen Umständen im allgemeinen unverseifbar ist, so sind doch Laugen besonders hochgradige in der Siedehitze imstande, einen gewissen leichter zersetzbaren Anteil der Wollfettester zu verseifen und diese Zersetzungen äußern sich in einem Dunklerwerden der Farbe und in einem Klebrigwerden der Seifen.
Es versteht sich aus diesem Grunde von selbst, daß man nicht etwa das Adeps lanae dem Fettansatz beimischen und erst nachher die zur Verseifung nötige Laugenmenge zugeben darf; es darf der Zusatz des Adeps lanae vielmehr erst zur fertigen Seife erfolgen.
Kaltgerührte Kokosseifen vertragen einen Zusatz bis zu 10 %. Schon bei 5 % macht sich die Gegenwart des Wollfettes bei den Seifen sehr angenehm bemerkbar. Die bekanntlich beim Waschen stets ein spannendes Gefühl zurücklassenden Kokosseifen auf kaltem Wege zeigen mit Adeps lanae hergestellt diesen Übelstand nicht mehr und machen die Haut geschmeidig. Wenn wohl einmal Klagen laut wurden, daß 10 % Adeps lanae Zusatz die Seifen weich machen, so sind dieselben ungerechtfertigt und lediglich auf ein schlechtes Laugenverhältnis zurückzuführen.
Bei den mit Adeps lanae überfetteten Seifen muß man doppelt vorsichtig bei Feststellung des Laugenverhältnisses sein, denn zu wenig Lauge macht weich, zu viel Lauge macht die Seifen dunkler, wegen des zersetzenden Einflusses, den ein Laugenüberschuß auf den leichter zersetzbaren Anteil der Adeps lanae Ester ausübt.
Am zweckmäßigsten und richtigsten ist es, das entsprechende Laugenquantum dem Kokosöle wie gewöhnlich zuzurühren und erst kurz vor Beendigung des Rührens - der Fachmann erkennt dies an dem vorübergehenden Dünnflüssigerwerden - das Adeps lanae zuzusetzen. Man rührt dann noch einige wenige Minuten und gießt in Formen. Die Zusätze sollen sich in Grenzen von 5 bis 10 % bewegen.
Bei pilierten Seifen ist die Methode eine noch einfachere. Den trockenen Seifenspänen gibt man das mit etwas wohlriechendem Wasser befeuchtete Adeps lanae zu und läßt das Ganze durch eine Knetmaschine passieren. Die Seife zeigt dann weder Streifen noch Nester, sondern ist tadellos homogen.
Rezepte anzugeben sei hier ganz unterlassen, sondern nur betont, daß einer jeden guten Grundseife bis zu 10 % Adeps lanae (mehr nicht) zugemischt werden können.
Nach diesen Mitteilungen kann ein halbwegs geübter Seifensieder nur gute Resultate erhalten; tritt das Gegenteil ein, so ist dies eben eine Folge der Abweichungen von obigen Angaben.
Über den Vorteil überfetteter Seifen im allgemeinen zu reden ist wohl überflüssig. Die vielfachen Versuche, Seifen mit Neutralfetten, Vaselin, Mineralölen und eigens hierzu erzeugten Präparaten von verschiedenartigsten Namen zu überfetten, legen ein Zeugnis ab, wieviel es den Seifenfabrikanten darum zu tun war, überfettete Seifen herzustellen. Zeigten die mit neutralen Fetten überfetteten Seifen beim Lagern große Neigung zum Ranzigwerden, lösten sich die mit Vaselin und Mineralöl versetzten Seifen schwer in Wasser, schäumten sie nur wenig und wurde das Fett von der Haut kaum merklich aufgenommen, so besitzen wir im Adeps lanae einen Körper, der ein Ranzigwerden vollstandig ausschließt und dessen Resorptionsvermögen bisher unerreicht dasteht!
Möge die Seifen Industrie von diesen seinen Eigenschaften weitgehendsten Gebrauch machen!
Adeps lanae hat sich auch als Schutzkolloid zur Haltbarmachung kolloidaler Verbindungen und ihrer Anwendung in der Pharmazie bewährt. (Kolloid, Chemische Zeitschrift 13, Seite 310.)
A d e p s l a n a e c u m a q u a.
Adeps lanae cum aqua besteht aus:
75 % Adeps lanae anhydricus, D. A. B. VI, und
25% destilliertem Wasser.
Man erhält so eine homogene, weiße Salbe. Aus unseren Erfahrungen weisen wir darauf hin, daß manche Zusätze zu Adeps lanae cum aqua, sowie zu Salben und Cremes, welche aus Adeps
lanae anhydricus hergestellt sind, die Eigenschaft haben, das Wasser aus der Emulsion auszuscheiden, z. B. Terpineöl. Auch manche Arzneistoffe, besonders die wasseranziehenden, haben solche Eigenschaft sowie andere Chemikalien. Auch haben eine ganze Reihe Parfüms und ätherischer Öle, vor allem aber die synthetischen, die Eigenschaft, das Wasser aus der Emulsion auszuscheiden.
L a n o l i n, D. A. B. Vl.
Lanolin, D. A. B. VI, ist eine gelblich weiße, fast geruchlose, salbenartige Masse und besteht aus:
13 Teilen Adeps lanae anhydr., D. A. B. VI = 65 %,
4 Teilen destilliertem Wasser . . . . . = 20 %,
3 Teilen Paraffinöl . . . . . . . . . . = 15 %.
U n g u e n t u m m o l l e.
Unguentum molle ist eine weiche, gelbliche Salbe und besteht aus:
einem Teil gelbem Vaselin und
einern Teil Lanolin, D. A. B. VI,
oder, in seine Grundkomponenten aufgeteilt, aus:
32,5 % Adeps lanae anhydricus, D. A. B. VI,
10 % destilliertem Wasser,
7,5 % Paraffinöl,
50 % gelbem Vaselin.
Besondere Aufmerksamkeit verdienen die Adeps lanae Proben, was die Farbe anbetrifft. Wollfett, besonders in kleineren Mengen, bleicht durch Eindringen von Luft auf der Oberfläche verhältnismäßig recht schnell ab, d. h. die Oberfläche wird heller, während der unter der Oberfläche befindliche Teil des Fettes die ursprüngliche Farbe behält. Mit der Zeit schreitet die Durchbleichung des Fettes, besonders in Dosen, tiefer nach unten fort, bis schließlich bei längerem Lagern das Fett bis auf den Grund heller geworden ist. Ebenso verändert sich die physikalische Beschaffenheit d. h. das ursprünglich etwas duffe Aussehen wird durchscheinend, fast glasig, das Fett wird etwas zäher und konsistenter. Eine derartige Veränderung tritt natürlich in den ersten Wochen noch nicht sichtbar ein, jedoch nach ca. 8 - 10 Wochen schon sehr bemerkbar und zwar um so schneller, je kleiner die Packung ist. Eine chemische Veränderung des Fettes findet dabei nicht statt, aber immerhin führt es leicht zu Reklamationen, wenn zu alte Proben mit neu gelieferter Ware verglichen werden.
W o l l w a c h s
(W o l l f e t t a l k o h o l e , C h o l e s t e r i n e)
Die Wollfettalkohole bilden die Alkoholkomponente des neutralen Wollfettes und werden bei uns seit langen Jahren durch Spaltung der Wollfettester hergestellt und unter dem Namen
Wollwachs in den Handel gebracht. Es ist eine gelbbräunliche, ziemlich harte, in der Wärme
plastische Masse von vollständig wachsartigem Charakter, in der Kälte hart und spröde,
in der Wärme knetbar.
Die Kennzahlen sind folgende:
S. Z. | 1 - 2 |
V. Z. | 20 - 25 |
Jodzahl | 30 - 35 |
Schmelzpunkt | 55 - 60 |
Flammpunkt | 260° C |
Entzündungspunkt | 300° C |
Viskosität | 4 - 5 bei 100 ºC |
Seiner chemischen Zusammensetzung nach besteht es aus Cholesterin, Isocholesterin, Oxy- und Metacholesterin, Lanolinalkohol, Carnaubylalkohol, Cerylalkohol und einigen anderen noch nicht näher bekannten Alkoholen.
Es ist unter normalen Umständen nicht oxydierbar, also nicht ranzigwerdend oder fettsäurebildend und durch Chemikalien unter für technische Zwecke in Frage kommenden Verhältnissen nicht angreifbar und verharzt nicht. Es löst sich auch in anderen Fetten und Ölen im beliebigen Verhältnis und verleiht diesen durch die oben genannten Eigenschaften einen weitgehenden Schutz. Es ist löslich in allen Fettlösungsmitteln, unter hohem Druck verändert es sich nicht.
Infolge dieser Eigenschaften ist das Wollwachs besonders geeignet als Bestandteil für technische Fette, da es mit einer hohen Viskosität eine außerordentliche Widerstandsfähigkeit gegen Einflüsse von Luft, Licht und Wasser verbindet, selbst unter hohen Temperaturen nicht ranzig wird oder säuert, die Haftfähigkeit an Metallen vergrößert und so auf diese schützend wirkt.
Auch die Schmieröl Industrie hat sich diese Eigenschaften zunutze gemacht und verwendet es zur Erhöhung der Viskosität von Maschinenölen, zum Kompoundieren von Zylinderöl, zur
Herstellung von Autoölen und Fetten. Vorzüglich eignet es sich seiner rostschützenden Eigenschaft wegen zur Herstellung von Gewehrölen zum Einfetten der Schrot- und Kugelläufe und zu ähnlichen rostschützenden Mitteln.
Besonders wertvoll ist auch seine Fähigkeit, allen möglichen Salbenvehikeln die Fähigkeit zu verleihen, große Mengen Wasser zu haltbaren Emulsionen in sich aufzunehmen. Das Wollwachs oder genau gesagt, die in ihm enthaltenen hochmolekularen Alkohole, wie Oxycholesterin und Metacholesterin, stellen gewissermaßen das wasseraufnehmende Prinzip des Wollfettes dar. Es ist also ein Emulsionsträger allerersten Ranges.
Zwar ist es nicht möglich, dem Wollwachs selbst wegen seines festen, wachsartigen Aggregatzustandes das Wasser einzuverleiben, aber mit anderen Fetten und Ölen zusammengeschmolzen verleiht es diesen die Fähigkeit, größere Mengen Wasser beim Einreiben in sich aufzunehmen. Je nach dem Prozentsatz an Wollwachs haben diese Fette dann die Fähigkeit, das Mehrfache bis Vielfache ihres Gewichtes an Wasser zu binden. So erlangt z. B. eine 5 prozentige Auflösung von Wollwachs in Vaseline, welche selbst allein nur etwa 1/6 ihres Gewichtes an Wasser zu binden vermag, die Fähigkeit, bis zu 200 % ihres Gewichtes an Wasser aufzunehmen. Schmilzt man Adeps lanae, das allein für sich nur etwa das gleiche bis doppelte Gewicht an Wasser aufnimmt, mit Wollwachs zusammen, so ist es leicht erreichbar, diese Schmelze für das 5 - 10fache ihres Gewichtes wasseraufnahmefähig zu machen und dabei erhält man trotz der gelb - braunen Farbe des Wachses, je nach seiner Menge, schneeweiße bis elfenbeinfarbige, zarte Salben, die sich wegen ihrer großen Verdunstungsfähigkeit für das aufgenommene Wasser z. B. zu ausgezeichneten Kühlsalben und dergl. eignen und dabei doch, wenn Adeps lanae mit verwendet wird, die reiz- und entzündungsmildernde Wirkung des Adeps lanae haben.
Von besonderer Bedeutung für die elektrotechnische Industrie ist die Eigenschaft des Wollwachses, dem Durchgang und dem Durchschlag des elektrischen Stromes ganz außerordentlichen Widerstand zu leisten. (Siehe Gutachten der physikalisch technischen Reichsanstalt.) Es ist demnach überall da mit großem Vorteil zu verwenden, wo, sowohl in der Starkstrom als Schwachstrom - Industrie, Fette verwendet werden, sei es als Isoliermittel für Akkumulatoren, Kabel oder Leitungsdrähte und dergl.
Es können hier natürlich nicht alle Verwendungszwecke für Wollwachs aufgezählt werden. Dem Fachmann aber wird es aus oben Gesagtem leicht möglich sein, zu beurteilen, wo eine Verwendung oder Mitverwendung von Wollwachs ihm resp. seinen Fabrikaten von Vorteil sein kann.
W o l l f e t t F e t t s ä u r e
La n o l i n - F e t t s ä u r e
Die Fettsäuren sind Nebenprodukte bei der Herstellung von Neutral Wollfett und Adeps lanae.
Die untenstehenden Analysendaten, welche für beide Fettsäuren gelten, sind selbstverständlich nur Durchschnittszahlen, da die Zusammensetzung des Fettes je nach der Provenienz der Schafe, den Ernährungs und den atmosphärischen Verhältnissen, unter denen sie aufwachsen, Schwankungen unterliegt, die es auch ausschließen, für die angegebenen Zahlen eine Garantie zu übernehmen.
Unverseifbares (Fettalkohole) | 6,64% |
Verseifbare Fettsäuren (petroleumätherlöslich) | 73,92% |
Verseifbare Fettsäuren (petroleum-ätherunlöslich,
Oxyfettsäuren) | 14,77% |
Wasser | 3,20% |
Unbestimmtes | 1,47% |
| 100% |
|
Säurezahl der Fettsäuren | 118 - 124 |
Verseifungszahl der Fettsäuren | 180 - 183 |
Molekulargewicht der Fettsäuren | 292,2 |
Säurezahl der petroleumätherlöslichen Fettsäuren | 177 |
Verseifungszahl derselben | 191 |
Esterzahl derselben | 14 |
Mittleres Molekulargewicht der Petroleumäther-
löslichen Fettsäuren | 295,2 |
Aus diesen Zahlen ergibt sich folgende Zusammensetzung unserer Fettsäure:
Freie Fettsäuren | 59 - 61% |
Fettsäureanhydrite | 5,17% |
Oxyfettsäuren als Lactone | 14,77% |
Cholesterin - Fettsäure - Ester | 16,36% |
Wasser | 3,20% |
Unbestimmtes | 1,47% |
Aus vorstehenden Zahlen geht hervor, daß es sich um für viele technische Zwecke wertvolle Fettsäuren handelt. Für die Herstellung einer Waschseife sind sie nicht verwendbar, da sie zu viele unter normalen Umstanden unverseifbare Substanzen enthalten und die Seife zu dunkel färben würden.
Dagegen gibt es eine ganze Reihe technische Verwendungsmöglichkeiten, bei denen die Farbe keine große Rolle spielt und bei denen es kein Nachteil ist, wenn nicht das ganze Fett verseifbar ist. Der unverseifbare Anteil ist ja nicht verloren, sondern bleibt in der Masse als hochwertiges Schmiermaterial, dessen besonderer Wert darin liegt, daß es außerordentlich widerstandsfähig ist gegen die Einflüsse von Luft und Wasser, also nicht ranzig oder sauer wird, jahrelang unverändert bleibt und hohe Viskosität besitzt.
Die Fettsäuren finden demnach vorteilhaft Verwendung auf den Gebieten der Herstellung technischer Fette, z. B.:
Achsenfett, Wagenfett, Batschingöle, Hahnenfett, Drahtzieherfett, Fliegenleim, Kugellagerfett, Schraubenschneidefett, Seilfett, Baumpflegepräparate, Adhäsionsfett, Bohrfett oder Bohröle, konsistente Fette, Maschinenfette, Spritzfette usw., wobei man für die helleren Farben die Lanolin-Fettsäure, für die dunkleren Farben die WollfettFettsäure wählen wird.
Alle diese Fette sind mehr oder weniger Kalk- oder Alkali Seifen mit mehr oder weniger großem Zusatz von Mineralöl, Spindelöl, Talg, Wachs, Wollfett und dergleichen mehr. Sie sind gewissermaßen zu vergleichen mit medizinischen oder kosmetischen Salben, die aus einer Salbengrundlage wie Vaseline, Adeps lanae und den therapeutisch wirksamen Arzneistoffen bestehen, nur daß im vorliegenden Falle die Seifen das Vehikel für die technisch wirksamen, schmierenden Zusätze sind.
Die Herstellung erfolgt im allgemeinen so, daß aus den Fettsäuren durch Verseifen mit Kalk oder Alkalien (oder einem Gemisch beider) Seifen gebildet werden, denen man die übrigen Zusätze, wie Mineralöl oder Spindelöl, unter fortgesetztem Erwärmen einrührt und die Erwärmung und das Rühren so lange fortsetzt bis eine klare, gleichmäßige Auflösung der Seife in den Ölen stattgefunden hat. Sollen die Fette gefärbt werden, so verwendet man in der Regel fettlösliche Anilinfarbstoffe in geringem Prozentsatz, indem man dieselben erst mit einer kleinen Menge der entsprechenden Fettzusätze verreibt und dann der ganzen Masse unter Umrühren zusetzt. Auch Graphit, desinfizierende Substanzen, wie Kresol, Teeröle usw. werden je nach Zweck in beabsichtigten Mengen der fertigen Masse, so lange sie noch flüssig ist, beigemischt.
Es ist nun lediglich die Frage der Qualität oder des erzielbaren Preises zu kalkulieren, welche Herstellungsmaterialien nach Fertigstellung den größten Nutzen lassen. Wohl gibt es eine ganze Reihe vollwertiger Fettsäuren, die vorzügliche Grundseifen und ebenso hochwertige, schmierende und viskose Stoffe, die erstklassige Waren ergeben. Leider sind aber diese Ausgangsmaterialien im Verhältnis zu den bei der großen Konkurrenz zu erzielenden Preisen zu teuer und lassen dem Hersteller zu wenig Nutzen, so daß der Fabrikant gezwungen ist, Materialien zu verwenden, die bei weitgehender Fähigkeit vorzügliche Produkte zu geben, doch zu annehmbaren Preisen erhältlich sind.
Wenn dieses aber bei Verwendung gewisser nicht vollprozentiger und deshalb billigerer Fettsäuren, wie z. B. Wollfett Fettsäure oder Lanolin-Fettsäure, der Fall ist, und der Hersteller noch dazu einen Teil der sonst nur durch hochpreisige Mineralöle, Talg usw. zu erreichenden Schmierfähigkeit in Gestalt von Wollfettestern umsonst erhält, so würde er gegen seinen Geldbeutel handeln, wenn er diese Gelegenheit nicht ergreift.
Der niedrige Preis unserer Wollfett - Fettsäure oder Lanolin - Fettsäure erklärt sich, wie schon oben angedeutet, daraus, daß sie für die Seifenfabrikation ihrer Farbe wegen und wegen des relativ hohen Gehaltes an Unverseifbarem nicht geeignet sind. Für die Verwendung für technische Zwecke aber sind sie vollwertig zu nennen, weil alles in ihnen seinen Zweck erfüllt. Was nicht verseifbar ist, dient als Schmiermittel und spart so an den der Schmierfähigkeit und der Viskosität dienenden Zusätzen, wobei noch der Vorteil hervorzuheben ist, daß die Wollfettester, infolge ihrer außer ordentlichen Beständigkeit und Widerstandsfähigkeit den anderen, den Atmosphärilien gegenüber weniger widerstandsfähigen Zusatzkörpern weitgehenden Schutz verleihen.
Für die meisten der oben angeführten technischen Fette wird dem Fachmann die oben angegebene allgemeine Verarbeitungsvorschrift genügen.
Für einige spezielle Zwecke, z. B. Bohrfette, Spritzfette, geben wir anschließend noch eine besondere Vorschrift:
B o h r f e t t e.
Für Bohrfette kommt es darauf an, daß die Fette sich leicht und schnell in Wasser zu einer haltbaren, milchweiß aussehenden Emulsion auflösen. Deshalb verwendet man als Verseifungsmaterial nur Kaliode Natronlauge. Ammoniak ist zwar anwendbar, doch zersetzen sich die als Emulsionsträger dienenden Ammoniakseifen in der Wärme schnell, in der Kälte langsamer, die freien Fettsäuren bilden sich zurück, die Emulsion wird aufgehoben und Fett und Öl scheiden sich über dem Wasser wieder aus. Ammoniak eignet sich deshalb nur zur Herstellung kleinerer Mengen und für sofortigen Gebrauch.
Man verfährt bei Anwendung unserer Fettsäuren am zweckmäßigsten so, daß man dieselben zunächst unter Erwärmen in dem größten Teil des zur Mitverwendung kommenden Spindelöles auflöst und dann unter ständigem Umrühren und weiterer Erhitzung auf 90 - 100 ºC nach und nach die berechnete Menge Alkali in Form einer 24º Lauge einträgt. Ist die Verseifung in der Hauptsache vollendet, was daran zu erkennen ist, daß eine weitere Verdickung der Masse nicht mehr eintritt, so gibt man nach und nach den Rest der in Aussicht genommenen Spindelölmenge hinzu, bis eine gleichmäßige, schlierenfreie Mischung erreicht ist, worauf man die Masse abzieht und erkalten läßt.
Ein solches Bohrfett löst sich leicht und in jedem Verhältnis in Kondenswasser, besonders leicht und schnell aber, wenn man das Wasser in etwa 40º warmem Zustande anwendet und die Auflösung durch Umrühren unterstützt. Gewöhnliches, kalkhaltiges Brunnen oder Flußwasser empfliehlt sich nicht zum Auflösen, da sich aus der Alkaliseife sofort durch Umsetzen Kalkseife bildet, die leicht klebrige Ausscheidungen ergibt wodurch sich die Tropfhähne bzw. Zuführungsröhrchen leicht verstopfen.
Besonders leicht löslich sind die mit Kalilauge hergestellten Bohrfette, aber auch nicht unwesentlich teurer als die, zu deren Herstellung Natronlauge angewendet wurde. Aber auch die letzteren sind schnell und leicht löslich und erfüllen vollkommen ihren Zweck.
Man kann mit unseren Fettsäuren auch auf kaltem Wege gute Bohrfette herstellen, wenn man wenigstens zum Auflösen der Fettsäuren im Spindelöl Wärme anzuwenden in der Lage ist. In diesem Falle wendet man bei der Auflösung des Fettes sofort die ganze beabsichtigte Menge Spindelöl an, da sich nach der Verseifung weiteres Spindelöl in der Kälte nicht mehr gleichmäßig zumischen läßt. Auch überläßt man am besten, wenn die Verseifung scheinbar vollendet ist die Masse noch 24 Stunden der Ruhe, damit sich die Verseifung, die bei kalter Herstellung noch nicht vollkommen abgeschlossen ist, in der Ruhezeit vollendet.
R e z e p t e f ü r H e r s t e l l u n g v o n B o h r f e t t e n.
1. In der Wärme: |
a) | 100 Teile Lanolin Fettsäure |
| 450 Teile Spindelöl, raff. Viskosität ca. 3 - 3½ bei 20º C |
| 55 Teile Kalilauge von 24º Bé. |
|
b) | 100 Teile Lanolin Fettsäure |
| 550 Teile Spindelöl, raff. Viskosität ca. 3 - 3½ bei 20º C |
| 50 Teile Natronlauge von 24 º Bé. |
|
2. Kalte Verseifung: |
| 100 Teile Lanolin Fettsäure |
| 500 Teile Spindelöl, raff. Viskosität ca. 3 - 3½ bei 20º C |
| 56 Teile Kalilauge von 24º Bé. |
S p r i t z f e t t e u n d M a s c h i n e n f e t t e.
Diese Fette stellen meist Kalk- oder Kalknatronverseifungen mit paraffinhaltigem Spindelöl, Viskosität 2 bei 50º C oder auch Gasöl, Mineralöl usw., dar, mit einem Tropfpunkt der je nach Zweck
zwischen 50 - 80º C liegt.
Bei Herstellung dieser Fette mit unseren Fettsäuren sind einige Bedingungen einzuhalten, die nicht ohne Nachteil vernachlässigt werden dürfen, dann aber tadellose Produkte ergeben.
Wie aus der obenstehenden Analyse hervorgeht, enthalten diese Fettsäuren etwa 15 - 20% Fettsäurecholesterinester. Es ist bekannt, daß diese Ester sehr schwer und langsam auf gewöhnliche Weise verseifbar sind. Man muß deshalb bei der gewöhnlich nur kurzen Zeit, die zur Verseifung zur Verfügung steht, auf diese Eigenschaften der Wollfettester Rücksicht nehmen und die Kalk bzw. Alkalimenge nur so hoch bemessen, daß die Wollfettester nicht mit verseift werden können. Nimmt man höhere Mengen Alkali, so werden in der für die Verseifung zur Verfügung stehenden Zeit wohl die freien Fettsäuren, Anhydrite und Lactone verseift, aber die Wollfettester nur ganz unvollkommen. Beim Abfüllen des Fettes ist dann bei einem Überschuß von Alkali die Verseifung noch nicht vollendet und setzt sich auch beim Stehen auf dem Lager fort. Es findet also eine weitere langsame Nachverseifung der Ester statt und die Folge davon ist eine Nachhärtung der ganzen Masse.
Es ist, um diesen Übelstand zu vermeiden, deshalb wichtig, daß man bei der Berechnung der Alkalimenge nur so weit geht, daß man nicht die ganze Menge der sich aus der Verseifungszahl ergebenden verseifbaren Fettsäuren zur Verseifung bringt, sondern nur so viel Verseifungsmaterial nimmt, daß die Ester nicht mit verseift werden können. Dieses ist aber insofern kein Fehler, als die unverseiften Ester ja nicht verloren sind, sondern als teilweiser Ersatz der Schmiermaterialien in der Masse als viskoses Schmiermaterial verbleiben. Soll mit Mischungen unserer Fettsäuren mit anderen Fetten gearbeitet werden, so kann das ohne weiteres geschehen. Es muß aber auch dann immer daran festgehalten werden, die Wollfettester außerhalb der Berechnung für die Verseifung zu lassen.
Auch ist es wichtig, den Gehalt an reinem Ätzkalk des zur Verwendung kommenden Kalkes zu kennen und nur diesen Gehalt bei der Berechnung in Betracht zu ziehen, da man sonst zu wenig Kalk anwenden würde, denn der kohlensaure Kalk und andere Verunreinigungen gehen nicht mit in die Verseifung. Meist enthält auch der aus Marmorkalk hergestellte Ätzkalk nur 70 - 80 % Ca0, zumal, wenn er sich längere Zeit auf Lager befindet.
Unsere Fettsäuren zeigen im Durchschnitt eine Verseifungszahl von 180 - 183, in welcher Zahl die Verseifbarkeit der Ester mit eingeschlossen ist. Um diese aus obigen Gründen nicht mit in die Verseifung einzubeziehen, darf man bei der Berechnung der Alkalimenge nur eine Verseifungszahl von 150 - 155 zugrunde legen. Man ist dann sicher, keine nachverseifenden und deshalb nachhärtende Produkte zu erhalten, zumal ja die nicht verseiften Ester, wie oben erwähnt, keinen Verlust bedeuten.
Unter Berücksichtigung des oben Gesagten verfährt man bei Herstellung solcher Fette nach unseren Erfahrungen etwa derart, daß man die Wollfett - Fettsäure oder Lanolin - Fettsäure mit etwa der doppelten Menge paraffinhaltigen Spindelöles so lange erhitzt bis sich die Fettsäure mit dem Öle zu einer gleichmäßigen klaren Lösung vereinigt hat und die Temperatur auf etwa 105º C gestiegen ist. Hierauf beginnt man mit der Eintragung der berechneten Menge Kalk, den man vorher mit etwa 4 Teilen Wasser zu einer Kalkmilch angerührt hat und setzt die Eintragung in jeweils kleinen Portionen unter Beibehaltung einer Temperatur von etwa 105 - 107º C fort. Tritt der Zeitpunkt ein, wo die Masse sich sehr verdickt und dichten, zarten Schaum entwickelt, so wird dieselbe zunächst wieder mit einer der angewendeten Fettsäuremenge gleichen Menge Spindelöl verdünnt und dann bei Innehaltung immer dergleichen Temperatur die Eintragung der Kalkmilch beendet. Unter ständigem Rühren wird dann weiter gekocht, bis man sieht, daß die Reaktion immer geringer wird und das Schäumen nachläßt. Hierauf wird der Rest des Spindelöles in einer oder zwei Portionen zugesetzt, die Erwärmung und das Rühren fortgesetzt, bis keine weitere Reaktion mehr stattfindet, die Verseifung also beendet ist und die Masse fast schaumfrei wird. Ist dieser Zeitpunkt eingetreten, so wird die Wärmequelle abgestellt und die Masse bei gelegentlichem Umrühren der Ruhe überlassen bis die Temperatur bei einem engen Verhältnis von Fettsäure zu Spindelöl auf 50 - 60º C, bei einem weiteren Verhältnis auf 30 - 35º C gefallen und die Masse salbenartig geworden ist. Da die Verseifung und die Verdünnung stets bei über 105º C stattfindet, ist die Masse praktisch wasserfrei und man beginnt nun mit dem Zusetzen und Einreiben von kaltem Wasser, dessen Menge so berechnet ist, daß die Gesamtmasse dann etwa 3 % enthält. Wird vor dem Zusetzen von Wasser die Zeit des Überganges von dem flüssigen in den salbenartigen Aggregatzustand abgewartet, so tritt keine lösungsartige Aufnahme des Wassers in der Seifenmasse mehr ein, sondern es findet nunmehr eine Emulsion, also eine äußerst feine Verteilung kleinster Wassertröpfchen in der Masse statt, die kein Licht mehr hindurchläßt, dasselbe vielmehr reflektiert und dadurch die Farbe der Masse wesentlich heller erscheinen läßt als wenn man das Wasser in die noch flüssige Masse einbringt. Auch die Zähigkeit der Masse, also der Tropfpunkt wird hierdurch günstig beeinflußt.
R e z e p t e f ü r d i e H e r s t e l l u n g
v o n M a s c h i n e n f e t t e n u n d S p r i t z f e t t e n.
1. | 100 Teile Wollfett - Fettsäure |
| 350 Teile Spindelöl, paraffinhaltig, Viskosität 2 bei 50º C |
| 8,45 Teile Kalk von 70,8 % Ca 0 Gehalt |
| 4 Teile Natronlauge 40 º Bé, |
| Wasser 3 % |
| Tropfpunkt 76. |
|
2. | 100 Teile Wollfett - Fettsäure |
| 600 Teile Spindelöl, paraffinhaltig, Viskosität 2 bei 50º C |
| 10,9 Teile Kalk von 70,8 % Ca0 Gehalt |
| Wasser 3 % |
| Tropfpunkt 76. |
|
3. | 100 Teile Lanolin - Fettsäure |
| 400 Teile Spindelöl, paraffinhaltig, Viskosität 2 bei 50º C |
| 8,2 Teile Kalk von 70,8 % Ca0 Gehalt |
| 5,6 Teile Natronlauge ca. 40º Bé, |
| Wasser 3 % |
| Tropfpunkt 77. |
|
4. | 100 Teile Lanolin - Fettsäure |
| 400 Teile Spindelöl, paraffinhaltig, Viskosität 2 bei 50º C |
| 10,9 Teile Kalk von 70,8 % Ca0 Gehalt |
| Wasser 3 % |
| Tropfpunkt 68. |
|
5. | 100 Teile Lanolin - Fettsäure |
| 500 Teile Spindelöl, paraffinhaltig, Viskosität 2 bei 50º C |
| 8,2 Teile Kalk von 70,8 % Ca0 Gehalt |
| 5,6 Teile Natronlauge 40º Bé, |
| Wasser 3 % |
| Tropfpunkt 60 |
|
6. | 100 Teile Lanolin Fettsäure |
| 500 Teile Spindelöl, paraffinhaltig,Viskosität 2 bei 50º C |
| 10,9 Teile Kalk von 70,8 % Ca0 Gehalt |
| Wasser 3 % |
| Tropfpunkt 65 |
|
7. | 50 Teile Wollfett - Fettsäure |
| 50 Teile Lanolin-Fettsäure |
| 600 Teile Spindelöl, paraffinhaltig, Viskosität 2 bei 50º C |
| 10,9 Teile Kalk von 70,8 % Ca0 Gehalt |
| Wasser 3 % |
| Tropfpunkt 53-54 |
Wenn die Zeit nicht drängt und es möglich ist, die 3 bis 4 fache Zeit auf die Verseifung zu verwenden, kann man, ohne eine Nachverseifung befürchten zu müssen, auch die Alkalimenge auf eine höhere Verseifungszahl wie 150 - 155 etwa auf 170 - 175 berechnen. Es wird dann bei genügend Zeit auch ein großer Teil der Ester vollständig verseift, was den Vorteil hat, daß man ein Fett mit einem höheren Tropfpunkt erzielt. Auf die ganze für das Fett gefundene Verseifungszahl die Alkalimengen zu berechnen, ist unbedingt zu verwerfen, da ein Teil der Ester so schwer verseifbar ist und eine so lange Verseifungszeit erfordert, daß es praktisch unrentabel wird, auch diesen Rest verseifen zu wollen.
Man bescheide sich deshalb damit die Alkalimengen nur auf eine Verseifungszahl von 150 bis 155 zu berechnen und nur dann eine höhere Zahl zugrunde zu legen, wenn die nötige Verseifungszeit zur Verfügung steht.
D e r W o l l s c h l a m m d ü n g e r
Wie in der Einführung erwähnt, wird der bei der Extraktion des rohen Wollfettschlammes nicht mit in Benzinlösung gegangene, wäßrige Rückstand, welcher neben leichten, erdigen Bestandteilen die stickstoffhaltigen leim und eiweißartigen Körper enthält, auf Wollschlammdünger verarbeitet. Dieses geschieht derart daß die festen Bestandteile nach Befreiung vom Benzin in Filterpressen gesammelt werden. Die entstandenen Düngerkuchen werden dann in geeigneten Apparaten getrocknet und fein gemahlen.
Der Wollschlammdünger kommt in Säcken von 100 kg Inhalt auf den Markt. Der größte Teil wird nach Amerika exportiert, wo er zum Düngen der Zuckerrohrfelder und Tabaksplantagen dient, der Rest auf dem inländischen Markt verwertet. Die Analyse zeigt folgende Zahlen:
ca. 4,0 % Stickstoff,
ca. 0,34 % Phosphorsäure,
ca. 0,3 % Kali,
ca. 0,48 % Kalk.
Der Stickstoff ist in diesem Dünger nicht in Gestalt von Wolle, sondern in Form von leim- und eiweißartigen Körpern vorhanden, also in organischer Form. Dieser Dünger zersetzt sich zwar nicht so schnell wie andere moderne Kunstdüngerarten, aber immerhin schnell genug, um kräftig wirksam zu sein, wenn er früh genug in die Erde kommt, am besten schon im Herbst oder Winter. Er ist besonders da mit Vorteil zu verwenden, wo es darauf ankommt, eine sich über die ganze Vegetationszeit hinziehende Stickstoffquelle zu haben, die nicht wie bei den wasserlöslichen Stickstoffdüngern schon nach kurzer Zeit in den Untergrund verschwindet. Er eignet sich deshalb besonders für Hackfrüchte, wie Rüben und Kartoffeln, und für Wiesen usw. Aber auch für alle Getreidearten ist er mit Nutzen zu verwenden, wenn er schon im Herbst untergebracht wird. Er ist dann im Frühjahr, wenn die Körnerfrüchte den größten Stickstoffbedarf haben, also zur Zeit des Schossens, so weit aufgeschlossen, daß der größte Teil des Stickstoffes aufnahmebereit für die Pflanze ist. Eigene Versuchsfelder haben uns den Wert dieses Düngers oft bewiesen, auch Kulturversuche, die seinerzeit von Prof. Wagener in Darmstadt ausgeführt wurden, sind durchaus günstig ausgefallen.
Als Kopfdünger ist er nicht zu verwenden, wenigstens kommt dann sein Stickstoff in der Vegetationsperiode nur ganz unvollkommen zur Wirkung, da seine Zersetzung sich nur in der Erde, nicht auf der Erde, verhältnismäßig schnell vollzieht.
Interessenten sei er für Versuchszwecke empfohlen.
D i e W o l l s c h w e i ß a s c h e
Dieselbe wird, wie in der Einführung schon erwähnt, erhalten, indem man die durch Auslaugen
der rohen Schmutzwolle mit lauwarmem Wasser erhaltene braune, übelriechende, wäßrige Lösung in Vakuumapparaten eindickt und in Kalzinieröfen verascht. Die erkaltete Masse wird dann in große, hölzerne Fässer eingestampft oder auch in Säcken, bzw. lose verladen zum Versand gebracht.
Die Zusammensetzung der Wollschweißasche ist im Durchschnitt etwa folgende:
Feuchtigkeit | 0,50 % |
kohlens. Kali, einschl. kiesel und phosphor-
saurem Kali und Schwefelkalium | 74,46 % |
kohlensaures Natron | 7,26 % |
schwefelsaures Kali | 4,03 % |
Chlorkalium | 7,83 % |
unlösliche und unbestimmte Teile | 5,92 % |
Die Wollschweißasche ist also eine Rohpottasche, die in Raffinerien zu reinen, hochprozentigen Pottaschequalitäten weiterverarbeitet wird.
Sie kann aber auch in technischen Betrieben, z. B. Seifenfabriken usw., direkt derartig verwendet werden, daß man sie in Wasser zu beliebiger Stärke löst, das Ungelöste sich absetzen läßt und dann die wäßrige Lösung durch Sand oder andere Materialien filtriert. Auf diese Weise erhält man beliebig starke, klare Lösungen von kohlensaurem Kali, die überall da verwendet werden können, wo geringe Mengen schwefelsaures Kali und Chlorkali nicht schaden. Will man diese Nebensalze vorher entfernen, so muß man die Lösung bis auf etwa 32º Bé eindicken und das schwefelsaure Kali durch Erkalten auskristallisieren lassen. Durch weiteres Eindicken dieser Endlauge auf 42º Bé und Abkühlenlassen scheidet sich dann auch das Chlorkali aus. Man erhält so eine recht reine Lösung von Kaliumkarbonat die für die meisten technischen Zwecke genügt. Der Erlös für die Nebensalze deckt annähernd die Unkosten des Eindampfprozesses.
Verwendungsgebiete für die Wollschweißasche sind:
- die Herstellung von wissenschaftlichen und technischen Präparaten,
- die Seifenfabrikation
- Glasfabrikation und andere.
G u t a c h t e n d e r P h y s i k a l i s c h - T e c h n i s c h e n R e i c h s a n s t a l t, C h a r l o t t e n b u r g 2
14. April 1928
Nachstehend wird Ihnen das Ergebnis der Untersuchung an den beiden von Ihnen eingesandten Proben Neutral Wollfett und Wollwachs mitgeteilt.
1. Es wurde an Schichten von etwa 4 - 5 mm Stärke der Durchgangswiderstand bei 1000 Volt Gleichspannung ermittelt. Zu dem Zwecke wurden die Massen leicht angewärmt und auf kreisrunde ebene Teller von etwa 24 cm Durchmesser ausgegossen. Nach dem Erkalten wurde in der Mitte die Meßelektrode von 25 cm2 Fläche, die von einer zweiten geerdeten Elektrode umgeben war, aufgesetzt. Die zweite Elektrode diente dabei als Schutzring. Auf diese Weise wird ein berechenbarer Ausschnitt aus dem homogenen Felde erhalten und störende Einflüsse von der Messung ausgeschaltet. In der angegebenen Zahlentafel ist der aus dem Durchgangswiderstand errechnete spezifische Widerstand der Massen enthalten. Der spezifische Widerstand ist der Widerstand einer Säule von der Lange 1 cm mit dem Querschnitt 1 qcm.
2. Die Massen wurden auf kreisrunden ebenen Tellern von etwa 24 cm Durchmesser, über deren Mitte sich eine Kugelkalotte von 25 mm Radius befand, ausgegossen. Der Abstand zwischen Kalotte und Platte betrug 0,5 mm. Noch Abkühlung auf Zimmertemperatur von etwa 20º C wurde eine sinusförmige Wechselspannung von 50 Hz angelegt und stoßfrei bis zum Durchschlag gesteigert. Die erhaltenen Werte der Durchschlagspannung sind in der Zahlentafel enthalten.
Z a h l e n t a f e l |
|
Spezifischer
Elektrischer
Widerstand
|
Durchschlagspannung in Kilo Volt
bei 0,5 mm Elektrodenabstand
Mittelwert
aus
3 Durchschlägen |
kleinster
gemessener
Wert
|
|
Neutral - Wollfett "D"
Wollwachs
|
3 x 1012
1 x 1012 |
|
S c h m i e r v e r s u c h e
mit Neutral - Wollfett bei verschiedenen Lederarten
Im Auftrage der Woll - Wäscherei und Kämmerei in Döhren bei Hannover sind an der Deutschen Versuchsanstalt für Lederindustrie zu Freiberg i. Sa. Schmierversuche mit Neutral - Wollfett bei verschiedenen Lederarten ausgeführt worden. Zu diesem Zwecke wurden der Versuchsanstalt zwei Qualitäten zur Verfügung gestellt, von denen die eine etwas dunkler und dafür im Preise niedriger war als die andere. Nachdem die chemische Analyse gezeigt hatte, daß die beiden Wollfette sich weniger durch die chemische Zusammensetzung, als vielmehr nur durch die Farbe unterschieden, wurden die Versuche nur mit dem dunkleren Wollfette vorgenommen, und zwar unter der Annahme, daß das helle Fett erst recht verwendbar ist, wenn bei Anwendung des dunklen zufriedenstellende Resultate erhalten werden.
Die Schmierversuche erstreckten sich auf Fahlleder, schwarzen Kips, schwarzes glattes Kalbleder und braunes Kalbleder. Bei dem ersten Versuche wurde im Walkfasse, bei den anderen drei mit der Hand geschmiert. Um die Wirkung des Wollfettes kennen zu lernen, ließ man dasselbe in dem zur Verwendung gelangenden Fettgemische vorwiegen, soweit dies dem Zwecke entsprechend angängig war. Das bei allen Versuchen angewandte Fettgemisch bestand aus 2 Teilen Wollfett, 2 Teilen Tran und 1 Teil Talg.
Bei dem Schmieren im Walkfasse wurde dasselbe zunächst auf etwa 45º C angewärmt, hier
auf kamen die Leder im windtrocknen Zustande, sowie das geschmolzene Fett (20 % des Gewichtes des Leders im windtrocknen Zustande) in das Walkfaß, welches man dann 30 - 40 Minuten laufen ließ. Die Leder wurden herausgenommen und zum Trocknen in einem erwärmten Raume aufgehangen, damit sich das Fett möglichst gleichmäßig im Leder verteilt. Das Fett war hierbei sehr gut aufgenommen worden; auf dem Leder selbst war kein Fett mehr sichtbar! Die Leder wurden dann in warmem Wasser angefeuchtet und abgestoßen, wobei das Fahlleder fast gar kein Abstoßfett lieferte. Nach dem Abstoßen werden die Leder in üblicher Weise zugerichtet wobei die Blanchirspäne abfallen.
Bei dem Schmieren mit der Hand werden die angefeuchteten Leder (windtrocken) auf der Fleischseite mit dem geschmolzenen Fette bestrichen und dann zum Einziehen des Fettes in einem auf etwa 30º C erwärmten Raume aufgehangen. Bei dem Auftragen des Fettes ist, wie stets bei der Handschmiermethode, darauf zu achten, daß die stärkeren Teile der Haut (die Kernteile der Haut) mehr Fett als die schwächeren erhalten. Das Fett war bei allen drei Versuche gut und gleichmäßig eingezogen. Nach dem Trocknen werden die Felle in der gewöhnlichen Weise zugerichtet; die für schwarz bestimmten Felle werden während der Zurichtung von der Narbenseite schwach mit Tran eingerieben.
Von sämtlichen Ledern, die bei diesen Schmierversuchen erhalten wurden, sowie von den dabei abfallenden Abstoßfetten und den Blanchirspänen wurden Untersuchungen ausgeführt, die sich auf die Bestimmung des Wasser- und Fettgehaltes erstreckten. Da auch die Gewichtsmengen des Leders, Abstoßfettes und der Blanchirspäne bestimmt worden waren, so konnte aus allen diesen Zahlen die Ausnutzung berechnet werden. Es ist ohne weiteres klar, daß die Ausnutzung des angewandten Fettes unter folgenden Bedingungen am günstigsten sein wird:
1. wenn die Menge des Abstoßfettes möglichst gering ist;
2. wenn die Blanchirspäne denselben prozentischen Fettgehalt wie das fertige Leder besitzen.
Diese erste Bedingung kann erfüllt werden, wenn man beim Schmieren nicht zu niedrige Temperaturen benützt und wenn die betreffenden Fette die Eigenschaft haben, leicht in das Leder einzudringen. Diese Eigenschaft kommt namentlich dem Wollfette in hohem Maße zu, und deswegen erhielten wir bei den Versuchen meist gar kein oder nur sehr wenig Abstoßfett.
Die zweite Bedingung wird nach den bisherigen Erfahrungen meist nicht annähernd erreicht. Es liegt diese Tatsache in gewissem Grade in der chemischen Zusammensetzung der Fette begründet. Jedes einzelne Fett stellt nämlich ein Gemisch von mehreren Fetten mit verschiedenen Schmelzpunkten dar; es ist nun naturgemäß, daß die niedriger schmelzenden Anteile jedes Fettes besser und tiefer in das Leder eindringen werden, als die höher schmelzenden Bestandteile, weiche sich mehr in den äußeren Partien ablagern werden. Man wird also demnach immer damit rechnen müssen, daß die beim Blanchiren von der Oberfläche des Leders beseitigten Teile - das sind eben die Blanchirspäne - einen höheren Fettgehalt als das eigentliche Leder aufweisen; bei einem Fette, welches sich für Schmierzwecke eignen soll, darf dieser Unterschied der Fettgehalte jedoch nicht zu groß werden. Zur besseren Beurteilung dieses Unterschiedes gibt man das aus den Analysenbefunden berechnete Verhältnis der Fettgehalte des lufftrockenen fertigen Leders und der zugehörigen Blanchirspäne an, wobei man den Fettgehalt des ersteren zu 100 annimmt.
Die folgende Tabelle gibt eine Zusammenstellung der analytischen Befunde und der daraus berechneten Werte an.
|